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„Das hätte ich gerne geschrieben“
Mit „Prantztal“ legt Paul Tremmel einen Debütroman vor, den Felix Mitter, wie er im Klappentext gesteht, gerne selber geschrieben hätte.
Wenn Piefke-Saga- Drehbuchautor Felix Mitter einen Debütroman als „vollkommenen Text“ bezeichnet, bedauert, dass er nicht aus seiner Feder stammt, und abschließend noch ein mit einem Ausrufezeichen garniertes „großartig“ nachsetzt, dann darf man von diesem Erstling einiges erwarten. Und Paul Tremmel enttäuscht nicht, liefert einen Antiheimatroman, der durch eine in passend schnörkelloser Sprache erzählte, menschlich tief bewegende Geschichte überzeugt. Keine leichte Kost, aber eine, die Eindruck hinterlässt.
„Prantztal“ erzählt vom Leben des Bauernsohns Hansi Kaiblinger, der 1969 in einem fiktiven obersteirischen Gebirgstal, dem titelgebenden Prantztal, zur Welt kommt, nach einer Kindheit in emotionaler Verwahrlosung seine ersten Liebes- und Freundschaftsbande knüpft und nach deren Zerreißen in einer sich immer schneller abwärts drehenden Spirale zum Säufer wird. Als junger Mann entflieht er dem heimatlichen Tal und geht nach Wien, wo er sich zuerst als Bauarbeiter durchschlägt und schließlich als Obdachloser in den Donauauen endet.
Ein weiterer Tiefpunkt im Leben des Protagonisten, möchte man meinen, aber gerade in dieser Phase seines Lebens macht er wichtige Erkenntnisse und kehrt so, zurückgerufen ans Sterbebett seines Vaters, gereift ins heimatliche Prantztal zurück. Mit einem Happy End, so viel sei verraten, wartet Tremmel aber nicht auf. Das wäre aber auch nicht stimmig gewesen, schließlich ist das Prantztal, von dem im Roman zu lesen ist, dass es vom Harten und Groben dominiert wird, keine Traumfabrik à la Hollywood.
Der Autor
Paul Tremmel, Jahrgang 1965, ist vieles, nur eines ist er mit Sicherheit nicht: ein langweiliger, weltfremder Schriftsteller in einem stillen Kämmerlein. 1965 in Graz geboren, wuchs er in Rohrbach an der Lafnitz und der steirischen Landeshauptstadt auf. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften in Wien war Tremmel u. a. Entwicklungshelfer in Uganda, Investmentbanker in London und Goldsucher im Kongo, bevor es ihn 2015 wieder zurück in die Bundeshauptstadt zog, wo er seither als Schriftsteller lebt. ←
Alle paar Kilometer an der Hauptstraße im Tal Wirtshäuser, wie die Naglschmiedn, wo früher die Fuhrwerker und Postkutscher Rast gemacht haben und sich heute die Jungen das Leben schön zu saufen versuchen, während die Alten resigniert vor ihren Bierkrügeln sitzen.
Auszug aus „Prantztal“