rastlose lethargie

Anselm Glück

Wien 2006

144 Seiten, 17 x 24 cm

engl. Broschur

ISBN 3-9091190-95-3

20,00 €

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dem leben liegt es, immer wieder

in gefängnisse zu entkommen

 

»rastlose lethargie« nennt anselm glück seine jüngste Sammlung von Prosasequenzen, in denen ein literarisches Ich zugleich zur Sprache und zur Welt kommt. glück siedelt diesen sprachlichen Geburts- und Gebärakt in einer unbestimmten Zeit an: es bleibt offen, ob es sich um prähistorische Vergangenheit oder utopische Zukunft handelt, aus der heraus dieses Ich sich seiner Umwelt und seiner Mitmenschen versichert. Auf solche Weise aus dem Genre der Pop-Literatur oder der Science-Fiction schöpfend, klopfen die Prosasplitter aus der "rastlosen lethargie" die Phraseologie des Kitsches und des Trivialen von ihren Unbewußtheiten ab und legen somit das poetische Potential im Alltäglichen frei. Das Modell, in das das wahrnehmende Ich dieser Prosa unrettbar eingespannt ist, ist eines aus auch geometrisch bedingten Druck- und Zugkräften, aus bipolaren Gegensätzen, deren Verbindungsglied in deren Kräftefeld das schreibende Ich ist. Dieses hat die Druck- und Zugkräfte an der eigenen Wahrnehmung und Besinnung zu erleiden, aber auch erst in Gang zu setzen.

 

glück treibt sein Text-Ich in eine quälende Zurichtung durch die sprachlich-kognitiven Umstände, aus der die Wunderbarkeiten einer im besten Sinne nervösen [nahezu: neurasthenischen] Wahrnehmungssensibilität sprießen. Mit dem Versuch, sich dieser Idiosynkrasien im Umgang mit dem Alltäglichen wenn schon nicht zu entledigen, so sich doch ihrer halbwegs aushaltbar zu versichern, ist eine Konstante des glück'schen literarischen Werks [inklusive seiner dramatischen Texte], aber auch seines bildnerischen Werk benannt: Denn daß Wunderbares in unausweichlich Furchterregendes umschlagen kann, verbindet sein Sprachwerk mit den Schöpfungen seines bildnerischen Oeuvres - dem entsprechend ist jedem Prosasplitter eine Zeichnung anselm glücks zugeordnet. glück schürft aus dem scheinbar Leichtfüßigen der freigelegten Bildinnenwelten das Beklemmende einer künstlerischen Weltimagination.